Interview mit Thomas Zeitz (derzeit Trainer des VFL Waiblingen, Er übernimmt in der Saison 2023/24 die Sport-Union Neckarsulm) das Interview führte Winfried Vogt | Bildrechte: www.starkebilder.net |
Hallo, wie geht es Dir? | Danke der Nachfrage. Zeitlich bin ich sehr eingespannt. Insbesondere die Monate Februar bis einschließlich März waren sehr stressig. Viele Dinge, die die zukünftige Arbeit in Neckarsulm betreffen, waren zu klären und meinen aktuellen Job in Waiblingen möchte ich auch Best möglich bis zum Ende machen. Im Moment ist es etwas besser und nicht mehr ganz so heftig wie Anfang des Jahres. |
Was waren Deine Gründe nach Neckarsulm zu wechseln? | Ursprünglich wollte ich nach der Zeit in Waiblingen nicht mehr als hautamtlicher Trainer arbeiten. Obwohl die Situation in Neckarsulm derzeit nicht rosig ist, finde ich Neckarsulm ist ein attraktiver Verein mit vielen Möglichkeiten. Nicht nur die finanziellen Möglichkeiten sind da, auch die Infrastruktur mit der Ballei als Spielstätte ist gut und das Umfeld ist gut und spannend. Ich habe schon zu früherer Zeit viele angenehme Menschen kennenlernen dürfen und freue mich darauf, diese Zusammenarbeit zu intensivieren. Das Potential um erfolgreich zu arbeiten besteht und dies hat mich letztendlich bewogen die Aufgabe zu übernehmen. Aber Potential alleine bringt keinen Erfolg, man muss dafür hart arbeiten um durch kleine, nachhaltige Schritte vorwärts zu kommen. |
Neckarsulm steht derzeit mit 9 Punkten auf dem 13 Platz. Der Relegationsplatz wird sehr wahrscheinlich bis zum letzten Spieltag offen sein. Wie siehst Du die Situation? | Ich glaube auch die Situation am Tabellenende ist sehr eng. Zwickau ist bereits drei, Bad Wildungen schon vier Punkte weg, aber es gilt sicher noch für alle vier, Neckarsulm, Halle, Wildungen und auch Zwickau, dass es bis zum letzten Spieltag offen sein kann, wer in die Relegation muss. |
Verläuft die Planung für die nächste Saison zweigleisig? Wie ist der Stand der Kaderplanung? | Der aktuelle Stand ist ganz gut. Der Kader für die nächste Saison ist quasi fertig. Deshalb ist es auch nicht mehr so stressig wie Anfang Februar. Obwohl die Planung erst am 07.02. begann, zu diesem Zeitpunkt haben einige Vereine die Kaderplanung schon beendet, konnte man einige Spielerinnen für Neckarsulm gewinnen. Mit Lena Ivancok und Rabea Pollalowski sind zwei Namen schon bekannt. 5 weitere Spielerinnen haben bereits unterschrieben bzw. mündlich zugesagt. Hier wird es in den nächsten Tagen weitere Meldungen geben. Kadermäßig passt es. Zweigleisigkeit in der Planung liegt vor. Mit den Neuen wurde die Situation in Neckarsulm ausgiebig besprochen. Die Problematik in dieser Situation ist aber, dass man für Liga 1 Qualität braucht. Gute Leute unterschreiben daher nur einen Vertrag für die erste Liga. Hält man die Klasse nicht, muss nachverhandelt werden und es ist möglich, dass die eine oder andere Spielerin wieder abspringt. Da die Frage des Verbleibs erst am Ende der Runde fällt, stellt sich die Frage, wer bekommt zu diesem Zeitpunkt noch etwas Neues. Es werden daher im Abstiegsfalle sicher nicht alle Neuen abspringen. Vom derzeitigen Kader werden uns Stand heute noch drei weitere Spielerinnen verlassen, die Namen können derzeit noch nicht veröffentlicht werden. Auch hier ist die bestehende vertragliche Regelung zu beachten und die Frage zu stellen, welche Alternativen sich für die Spielerinnen ergeben. Wird die Liga nicht gehalten muss gleichfalls mit einigen Spielerinnen gesprochen werden, es werden aber sicher nicht alle gehen. |
Gehen wir davon aus, die SUN bleibt in der ersten Liga. In der nächsten Saison wird die Liga verkleinert. Was hälts Du davon? Bringt dies den Frauenhandball weiter? | Zu diesem Thema gibt es unter den Fans und den Vereinen sicher viele Diskussionen. Diese sind oft nur bilateral, bei Veranstaltungen zu diesem Thema behält man teilweise seine Meinung für sich. Ich stimme zu, dass der Frauenhandball professioneller gemacht werden sollte. Das bedeutet für mich, dass es vor allem um die Qualität des Handballs geht. Daher zu den Änderungen nur ein bedingtes ja. Warum man zwei Seitentribünen braucht, ist mir nicht schlüssig. Das alleine verhilft den Vereinen nicht zu mehr Professionalität, was man an den Vereinen sieht, die diese Voraussetzungen schon haben und zumindest teilweise immer noch weit weg von professionellen Voraussetzungen sind. Vielleich möchte man auch zu viel in zu kurzer Zeit ändern. Auch die Reduzierung der ersten Bundesliga auf 12 Team ist ein Thema. Man gibt damit deutsche Talenten weniger Platz in der ersten Liga zu spielen. Zwei Mannschaften weniger bedeutet auch gut 32 Spielerinnen weniger. Damit setzt man weniger auf die Jugend. Der Unterschied zwischen der ersten und zweiten Liga ist heute schon riesig. Diese Differenz wird noch größer. Playoffs unter den besten 8 Mannschaften erhöhen vielleicht die Attraktivität. Ich finde aber andere Punkte wichtiger, wenn man die Qualität des Frauenhandballs verbessern will. Zweite Mannschaften der Erstligisten dürfen nach der Neuordnung in der zweiten Liga spielen. Vielleicht will man damit die oben genannten Nachteile für die Juniorinnen verbessern. Aber nur sehr wenige Mannschaften werden sich schon aus finanziellen Gründen ein zweites Team im Unterbau von Liga 1 leisten können. Beispielsweise haben Blomberg und Leverkusen einen Unterbau mit besseren Voraussetzungen als mancher Zweitligist. Aber kein Bundesligist wird sich zwei Kader mit jeweils 16 Spielerinnen leisten. Sie haben dann einen Kader mit 20 Spielerinnen und 10 Spielerinnen dieses Kaders spielen doppelt. Zweite Mannschaften in der zweiten Liga sind Quatsch. Das ist zu teuer und kann oder will keiner bezahlen. Die ganze Reform ist daher mit heißer Nadel gestrickt und nicht ganz zu Ende gedacht. Ich sehe die Gefahr, dass man auf Dauer die Zahl von 12 Erstligisten und 16 Zweitligisten nicht halten kann und dass man irgendwann weniger Mannschaften im höchsten Bereich hat, das ist falsch. Auch die Spitze im Frauenhandball braucht eine gewisse Anzahl von hochklassigen Vereinen. |
Mit Daphne Gautschi und Carmen Moser verlassen zwei Rückraumspielerinnen den Verein. Munia Smits ist leider noch länger verletzt. Ich denke auch angesichts der Ligaverkleinerung ist insbesondere im Rückraum Verstärkung notwendig? Diese Runde fehlt häufig der Druck aus dem Rückraum. | Wie gesagt, der Kader steht. Neue Spielerinnen wurden für all die Positionen verpflichtet, wo auch Bedarf besteht. Darunter auch für den Rückraum. Die nächsten Meldungen gehen in der Zeit nach dem Final 4 raus, der Rest zu einem späteren Zeitpunkt. |
Gibt es neben den bekannten Abgängen noch weitere? Gibt es Spielerinnen die auch in der zweiten Liga zur Verfügung stünden? | Wie gesagt verlassen uns neben Sarah Wachter, Daphne Gautschi und Carmen Moser noch drei weitere Spielerinnen. Es gibt Spielerinnen mit Verträgen für beide Ligen. Mit allen Spielerinnen wurde gesprochen. |
Welche Philosophie vertritts Du als Trainer? Arbeitest Du gerne im Team? Wird die Meinung einzelner Spielerinnen bei Fragen der Taktik berücksichtigt? | Meine Philosophie ist, erfolgreiche Arbeit geht nur im Team. Und unter dem Team verstehe ich den gesamten Stab um die Mannschaft, die Spielerinnen, die Offiziellen und die Fans. Dies ist meine Erfahrung der Arbeit in den letzten Jahren. In Vereinen mit begrenzten Mitteln und mit jungen Menschen war nur so Erfolg möglich. Wenn es gelingt ein Team zu bilden, kann man die Leistung der Spielerinnen um einige Prozent verbessern. Erfolg ohne ein funktionierendes Team geht nicht. Nur gute Spielerinnen alleine führen nicht zum Erfolg. Das sieht man in dieser Saison in Neckarsulm. Ich bin daher ein absoluter Teamplayer und bin daher in alle Richtungen offen. Die neue Mannschaft mit Umfeld muss ein Team werden. Das ist sehr viel Arbeit, alle müssen sich einbringen und einiges investieren und das Team muss sich entwickeln. Das wird die Hauptaufgabe der Vorbereitung sein. Im Team müssen alle an einem Strang und in eine Richtung ziehen, das geht nicht durch zwei Veranstaltungen, das braucht seine Zeit. Gelingt die Teambildung nicht ist das Problem im Laufe der Saison schwer zu beheben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein gutes Team ein paar Prozent fehlende Qualität wettmachen kann. Aber ohne Team gibt es keinen Erfolg. |
Bleibt neben dem Beruf als Handballtrainer noch Zeit für Hobbies? Was machst Du gerne in deiner Freizeit? | Neben Handball und Familie (Mutter, 15-jähriger Tochter und Verlobte) bleibt derzeit keine Zeit für weitere Dinge. |
Die blaue Wand wünscht Dir für diese Runde noch viel Erfolg mit Waiblingen. Und natürlich eine erfolgreiche nächste Saison mit der SUN, erfolgreich wäre aus meiner Sicht alles über dem Relegationsplatz. | Danke für die Möglichkeit zu diesem Interview. Für Waiblingen wünsche ich mir, dass wir in der restlichen Runde noch den einen oder anderen Punkt holen werden. Mit Neckarsulm ist das Ziel im nächsten Jahr über dem Relegationsplatz zu landen. Das bedeutet zumindest den 10. Tabellenplatz. Wenn dieses Ziel frühzeitig erreicht wird, wäre die Saison erfolgreich. Mehr als den 10. oder auch 9. Platz sollte man zunächst nicht erwarten. |
Vielen Dank für das Interview und drücken wir die Daumen, dass Neckarsulm die Klasse hält und Waiblingen noch den ein oder anderen Punkt holt, im Idealfall gegen Zwickau und Halle. Anmerkung: nach dem Interview wurde die Verpflichtung von Kim Hinkelmann (Kreisspielerin) veröffentlicht. |